Olympia-Liveblog






-
-
-
Windige Angelegenheit: Die Pressekonferenz fand in einem im Bau befindlichen Hochhaus statt - ich glaube es war der 23. Stock. War ein bisschen windig, wie im Video rund um die Rhythmischen Sportgymnastinnen an den wackelnden Pferdeschwänzen zu sehen (und auch zu hören) ist.
-
-
-
-
Der Stärkste: Mehr als 450 deutsche Athleten fliegen nach Rio. Gewichtheber Almir Velagic ist der Stärkste von ihnen. Er braucht 8000 Kalorien pro Tag: "Wenn ich im Urlaub bin und nicht aufpasse, sind plötzlich fünf Kilo einfach weg."
-
-
-
-
-
-
-
Bitte olympisch freundlich: Boxenstopp auf der Rückfahrt von Kienbaum bei der Pressekonferenz mit den Fechtern mit diesem jungen Vater - Peter Joppich. Der Florett-Virtuose hat vor vier Wochen ein Mädchen bekommen. Das war mit Mama und Papa bei der PK, fliegt aber nicht mit nach Rio, klaro. -
Nächster Halt: Ratzeburg. Diesmal mit dem Zug - Kienbaum und Frankfurt ein paar Tage zuvor hatte ich mit dem Auto gemacht. Bei den Ruderern ging es mir vor allem um Carina Bär von der Heilbronner Rudergesellschaft Schwaben, die mit dem Doppelvierer um die Medaillen fährt. "Guten Morgen Carina!" - sie ist eine der wenigen Sportlerinnen und Sportler, mit denen ich mich duze. -
Alle Neune: In Ratzeburg stand natürlich der Deutschland-Achter mit Steuermann Martin Sauer im medialen Fokus. Eine starke Truppe. Ich werde in Rio oft an der Ruderstrecke sein. War in Ratzeburg übrigens wie in Kienbaum sehr frisch. Hat sich eher wie die Vorbereitung auf Winterspiele angefühlt. Okay, in Brasilien ist ja auch Winter . . . -
Vorfreude auf Rio: In den vergangenen Tagen waren dann noch Ringer Eduard Popp (VfL Neckargartach, hier während eines Gesprächs im Mai beim Tennis-Challenger-Turnier Neckar-Cup in Heilbronn) und der Schwimmer Clemens Rapp (Neckarsulmer Sport-Union) in der Redaktion zu Besuch. Ich bin bereit. Und habe keine Angst. Auf dem Rückweg mit der Bahn aus Ratzeburg war ich übrigens auch in Würzburg - drei Stunden vor der Axt-Attacke. -
-
Sicher ist sicher: Beim Waldspaziergang gestern habe ich zwei Mückenstiche abbekommen. Mann oder Memme, Hahn oder Henne? Egal: Mir ist eingefallen, dass wir zu Hause noch ein Moskitonetz haben. Zuletzt eingesetzt auf der Hochzeitsreise nach Costa Rica. Zika war da schon erfunden, aber noch kein Thema. Das Netz ist jetzt eingepackt für Rio. Sicher ist sicher. -
-
Ein Medaillen-Märchen
Von Abele bis Zwiebler: 111 deutsche Athleten spielen vor den Spielen in einem fantastischen Stück mitSchwere Textaufgabe: Der Walkenhorst bei der Arbeit . . .
So verpflichtete Vesper einen Medaillenschmied. Der war ein Kluge Kopf mit einem Breitbarth, hieß Pfennig und hatte ein weißes Pferd. Schimmelpfennig wurde er deshalb gerufen. Der holte die sportlichsten 450 Bewohner des Landes zusammen: Sie waren unter anderem Planer, Bauer, Weber, auch ein Diener und ein Klostermann (der Englmaier) waren darunter, Richter, Müller, Becker, ein Koch und sogar ein Kellner – der hieß Gföll und wurde von allen nur Obergföll gerufen. Jeder bekam einen Janker, ein Zelt mit zwei Hering und fand auf der kleinen Wiese vor der Altenburg sein Plätzchen – kein Problem für Lückenkemper.
Schimmelpfennig, der mit allen Wassen gewaschen war, fing bei Adams und Erewa an, lehrte das sportliche Völkchen in allen erdenklichen Sportarten. Es war eine schlagfertige Truppe: Einer war Hacker, ein anderer Brethauer. Mein lieber Schwanitz, sie hatten schnell mächtig was Struff. Es wurde Han in Hand gearbeitet: Um die Massagen kümmerte sich der Walkenhorst, Fotos machte die Camara – eine Werth-Arbeit aus Stahl. Und wenn sie mal Freizeit hatten, spielten sie Stadt, Land, Bach. Oder hörten Musik. „Was hast du denn auf deiner Fair-Play-List?“, fragte Obergföll seinen Nachbarn von nebenan, den Wichert. „Popp? Rapp?“ „Nee, ist eher so’n Hausding“, sagte Wichert.
Oder sie machten einen Ausflug bis dahin, wo sich Fuchs und Haase gute Nacht sagen – mit einem alten Schöttler, der aber immerhin Kwadwo-Antrieb hatte. Es war eine tolle Zeit. Nur nicht für den Klostermann. Er zog sich eine ernsthafte Verletzung zu: Herzbruch! Zwei Sportsfreunde mit Migrationshintergrund waren es, die ihm an einem Mittag zurück ins Klosterhalfen. „Auf Wiedersehen“, sagten Gülec und Gülec, die Hand auf der Klimke. „Seitz ihr sicher?“, entgegnete der Klostermann von seinem Gebetsplatz aus, dem Bittencourt.
Dennoch: Es lief alles rund, rund wie eine Medaille. Vesper trat vor den Spiegel und fragte erneut: „Medaillenspieglein, Medaillenspieglein an der Wand, welches ist die erfolgreichste Nation im olympischen Medaillenland? Der Franzmann?“ Der Spiegel antwortete: „Sieht nicht schlecht für dich aus, aber es gibt noch ein, zwei Nationen, bei denen sehe ich noch öfter den Siegemund.“ Vesper bestellte Schimmelpfennig zu sich und sagte: „Ohne Wenn und Abele, das muss noch besser, präziser, Knauer werden. Ich bin Gierisch auf Medaillen, Hoff auf Platz eins.“
Schimmelpfennig Wandtke sich wie ein Aal, als er sagte: „Die Drux an der Sache ist: Andere verfügen über andere Mittel. Ich kenne da einen Zauber aus dem Reich der Mittel. Er heißt Ping, Do Ping und ...“ „Wada hadde dudde da?“, herrschte Vesper Schimmelpfennig an, der gerade einen Zettel mit Wirkstoffen wie Marozsan, Marutjan und Harutyunyan aus der Tasche ziehen wollte. Wada? Schimmelpfennig war plötzlich klein mit Bommel-Mütze. Vesper wurde bei jedem Wort Laudehr, als er sprach: „Weiß der Deibler, was du da pfuschen könntest. Meinen Athleten darf nach der Siegerehrung kein Härle gekrümmt werden. Haug, ich habe gesprochen.“
Schimmelpfennig verstand. Er setzte auf gesunde Ernährung. Ließ den Sportlern Jakschik-Spieß mit Solja-Soße servieren, Gallo Pinto mit Zwiebler, viel Jungfleisch vom Junghänel mit Oldhafer, Wolff und Geis vom Rehberg, Vogel-Flügel und sogar Onnen Bär mit Heintz-Ketchup. Es gab Butt mit Rösken, Rühr-Hering, dazu viel vom Kohlmann, der auf dem Islacker anbaute (alles protokolliert vom Kohlschreiber), und Früchte. „Die sind der Hemmer“, stellte Vesper fest. „Wo sind die denn her?“ „Von Michaels-Beerbaum“, antwortete Obergföll. „Mehr davon, aber Floto!“, sagte Vesper. Er fühlte sich gut, die Hosen-Dräger spannten. Er freute sich wie Boll und genehmigte sich erst ein Klaas Osborne, dann zwei Craft-Bier, bis er fast Strutz war. Dann schlief er ein. Und träumte. In Schwarz, Rot, Gold. Wie seine Athleten mit einem riesigen Flugzeug, einem Lier-Jet, an einen fernen Orth nach Brasilien flogen und . . . wachte auf.
Und wenn sie nicht gedopt haben, dann leben sie auch noch übermorgen.Die mitwirkenden Athleten (in der Reihenfolge ihres Auftritts): Marc Odenthal (Judo), Jenny Elbe (Leichtathletik), Moritz Fürste (Hockey), Lisa Altenburg (Hockey), Raphael Holzdeppe (Leichtathletik), Hagen Pohle (Leichtathletik), Janne Friederike Meyer (Reiten), Julia Fischer (Leichtathletik), Paul Biedermann (Schwimmen), Max Niederlag (Radsport), Mareen Kräh (Judo), Anna Hahner (Leichtathletik), Gesa Felicitas Krause (Leichtathletik), Martin Sauer (Rudern), Dustin Brown (Tennis), Fabian Hambüchen (Turnen), Julias Kühn (Handball), Roger Kluge (Radsport), Andre Breithbarth (Judo), Maximilian Planer (Rudern), Robert Bauer (Fußball), Franziska Weber (Kanu), Christian Diener (Schwimmen), Lukas Klostermann (Fußball), Tobias Englmaier (Judo), Julia Richter (Rudern), Nico Müller (Gewichtheben), Charlotte Becker (Radsport), Jonathan Koch (Rudern), Christina Obergföll (Leichtathletik), Michael Janker (Schießen), Christina Hering (Leichtathletik), Gina Lückenkemper (Leichtathletik), Elena Wassen (Wasserspringen), Mareike Adams (Rudern), Robin Erewa (Leichtathletik), Marcel Hacker (Rudern), Luis Brethauer (Radsport), Christina Schwanitz (Leichtathletik), Jan-Lennard Struff (Tennis), Ying Han (Tischtennis), Kira Walkenhorst (Beachvolleyball), Alyn Camara (Leichtathletik), Isabell Werth (Reiten), Linda Stahl (Leichtathletik), Lars Wichert (Rudern), Eduard Popp (Ringen), Clemens Rapp (Schwimmen), Patrick Hausding (Wasserspringen), Michael Fuchs (Badminton), Rebekka Haase (Leichtathletik), Johannes Schöttler (Badminton), Yasmin Kwadwo (Leichtathletik), Timm Herzbruch (Hockey), Anja Mittag (Fußball), Konstanze Klosterhalfen (Leichtathletik), Tahir Gülec (Taekwondo), Rabia Gülec (Taekwondo), Ingrid Klimke (Reiten), Elisabeth Seitz (Turnen), Leonardo Bittencourt (Fußball), Tobias Franzmann (Rudern), Laura Siegemund (Tennis), Arthur Abele (Leichtathletik), Anna Knauer (Radsport), Kristin Gierisch (Leichtathletik), Max Hoff (Kanu), Igor Wandtke (Judo), Paul Drux (Handball), Dzsenifer Marozsan (Fußball), Arajik Marutjan (Boxen), Artem Harutyunyan (Boxen), Henning Bommel (Radsport), Simone Laudehr (Fußball), Steffen Deibler (Schwimmen), Isabelle Härle (Schwimmen), Anne Haug (Triathlon), Malte Jakschik (Rudern), Jürgen Spieß (Gewichtheben), Petrissa Solja (Tischtennis), Tatjana Pinto (Leichtathletik), Marc Zwiebler (Badminton), Marie-Laurence Jungfleisch (Leichtathletik), Henri Junghänel (Schießen), Pia-Sophie Oldhafer (Hockey), Andreas Wolff (Handball), Oliver Geis (Schießen), Maya Rehberg (Leichtathletik), Kristina Vogel (Radsport), Julian Flügel (Leichtathletik), Eike Onnen (Leichtathletik), Carina Bär (Rudern), Philip Heintz (Schwimmen), Linus Butt (Hockey), Eva Rösken (Schießen), Jan Christopher Rühr (Hockey), Robert Hering (Leichtathletik), Fabienne Kohlmann (Leichtathletik), Mandy Islacker (Fußball), Philipp Kohlschreiber (Tennis), Nina Hemmer (Ringen), Meredith Michaels-Beerbaum (Reiten), Florian Floto (Bogenschießen), Marie-Louise Dräger (Rudern), Timo Boll (Tischtennis), Kathrin Klaas (Leichtathletik), Jason Osborne (Rudern), Shanice Craft (Leichtathletik), Martina Strutz (Leichtathletik), Julia Lier (Rudern), Florian Orth (Leichtathletik). In Gastrollen: Michael Vesper (Chef de Mission), Dirk Schimmelpfennig (Sportlicher Leiter in Rio), Thomas Bach (IOC-Präsident). -
-
Bom dia! So sagt der Brasilianer: guten Tag! Und so melden ich (Susanne Fetter) und mein Kollege Lars Müller-Appenzeller von der Heilbronner Stimme uns in den nächsten drei Wochen aus Rio. Wir berichten beide auf NOZMedien über die Olympischen Spiele. In diesem Blog aber wollen wir etwas über das Leben neben dem Sportereignis schreiben. Unsere ganz persönlichen Eindrücke aus Brasilien.
-
Heute bin ich in Rio gelandet. Dass ich es überhaupt soweit geschafft habe, grenzt beinahe an ein Wunder. Erst streikte mein Computer (danke noch einmal an die EDV für die schnelle Hilfe), dann mein Föhn. Mit einer Stichflamme und einem lauten Knall verabschiedete er sich von dieser Welt. Vermutlich hat er gewusst, dass die Reise anstrengend wird. Denn auch Air France hat gestreikt, meine Fluglinie - war ja klar. Meine neue Brille wollte erst gar nicht mit und hat sich auf dem Postweg "verlaufen". Ich versuche trotzdem, den Durchblick zu behalten.
-
-
Und nicht nur die! Der ganze Flieger war voll mit Journalisten und Sportlern aus der ganzen Welt. Aus China, der Slowakei, Serbien, Bosnien Herzegowina, der Elfenbeinküste und natürlich aus Frankreich saßen Athleten im Flugzeug. Ein erstes Gefühl von Olympia kommt auf.
-
-
Bei der Landung dann Schlange stehen. Olympia, das weiß ich noch von meinen ersten Spielen aus London, bedeutet immer auch: Warten! Noch habe ich Geduld dafür und Reihe mich brav ein, um meine Akkreditierung zu bekommen. Also, ich habe sie schon. Aber hier wird sie eingeschweißt. Ja, das IOC neigt nicht nur wenn es um Doping geht manchmal zu komischem Verhalten...
-
Der Lohn! Die Hundemarke, wie wir Journalisten sie nennen. Kann man vorwärts um den Bauch tragen oder wenn man keinen hat auch seitwärts unter der Schulter durch. Das sieht zwar lässiger aus, aber auch nur bei großen, sehr drahtigen Leuten. Ich bin kein Querträger.
-
Dann heißt es wieder warten. Bus um Bus kommt, aber nicht der meinige. Der sei "etwas spät", man habe aber angerufen und er sein in "wenigen Minuten" da, sagt mir ein Volunteer. Nach einer Stunde sagt er mir das noch einmal. Dann ist er weg und eine Dame ist da, die kein Englisch spricht. Sie holt jemand, der es kann und der sagt mir wieder das gleiche wie der Erste. Als ich nach zwei Stunden nachfragen, meine, ob sie sicher wären, dass es das Dorf und den Bus dahin auch wirklich gibt, ernte ich ein Lächeln und ein Kopfschütteln. Ich bekomme den ersten Eindruck, wie Brasilien ist: chaotisch, aber liebenswert!
-
-
-
-
-
-
-
Habe das richtige Dorf gefunden, war aber im falschen Zimmer untergebracht. Ein Helfer will mich trösten und meint: bei ihm seien schon mehrere gewesen, die plötzlich mit jemand wildfremden im Doppelbett lagen. Der Trost ist schwach. Aber immerhin versuchen Sie hier wirklich alles, um die Situation zu verbessern.
-
Das Rinnsal aus dem Wasserhahn jedenfalls läuft jetzt und morgen müsste es sogar warm sein, so das Versprechen. Die Helfer sind jetzt auch seit 13 Stunden auf den Beinen, aber immer noch freundlich. Sie bekommen einigen Ärger ab. Denn noch ist nicht alles fertig und Einrichtung und Ausstattung sind äußerst spartanisch. In den nächsten Tagen dreh ich mal ein Video.
-
-
War gerade noch im Medienzentrum. Lange Schlange vor der Kontrolle. Wie immer vor olympischen Plätzen gilt es wie am Flughafen alles aufs Band und durchleuchten lassen und danach selbst durch die Schranke. Das dauert an den ersten Tagen immer etwas, bis sich alles eingespielt hat. Kleines Detail am Rande: hab in der Schlange einen Osnabrücker Foto-Kollegen entdeckt.
-
-
-
Und dann, endlich was zu Essen. Bisherige Tagesration: Eine halbe Packung Kekse mit Paprik-Geschmack. Das was es hier auf dem Teller zu sehen gibt, waren Reste und um einen alten Freund zu zitieren: "Schmeckte wie bei Mutti, die konnte auch nicht kochen." Die Konsistens der Kartoffeln war trocken und fettig zugleich (das kann nicht jeder). Was in der Tarte war, wissen wir nicht. Schinken oder Fisch. Oder alter Schinken, der nach Fisch roch. Ab morgen versuchen wir außerhalb des Medienparks zu essen. Das kann keine brasilianische Küche sein.
-
Bom dia! Hier ist es gerade acht Uhr. Die Nacht war sehr kurz, ich habe nur wenige Stunden geschlafen. Gegenüber meiner Unterkunft ist eine Sambabar. Ich habe extra noch einmal nachgesehen: Fenster sind drin in meiner Bude, alleine sie halten keinen Lärm ab.
-